Prävention für ein gesünderes Altern

Mit der rehabilitativen Übergangspflege Heimeintritte verhindern

Damit ältere Personen nach einem Spitalaufenthalt nicht in ein Heim ziehen müssen, bieten die Pflegezentren der Stadt Zürich seit 2012 die sogenannte rehabilitative Übergangspflege an. Welchen Nutzen diese den Patientinnen und Patienten bringt und ob sie auch längerfristig einen Heimeintritt verhindert, evaluieren Forschende des ZHAW-Instituts für Pflege.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Schweizer Spitälern ist in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken. Verbrachten Patientinnen und Patienten zur Jahrtausendwende im Schnitt acht Tage im Spital, waren es gemäss dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium OBSAN 2019 noch knapp sechs Tage. Was aus gesundheitsökonomischer Sicht eine erfreuliche Entwicklung ist, kann für ältere Menschen zum Problem werden. Die immer kürzere Aufenthaltsdauer führt dazu, dass sie häufig noch zu wenig selbständig und mobil sind, um nach dem Spital direkt nach Hause zurückzukehren. Die Folge: Sie sehen sich gezwungen, in ein Alters- oder Pflegeheim einzutreten – viele nur vorübergehend, einige jedoch auch für immer. Das ist nicht nur für jene Betroffenen ein schwerer Einschnitt, die gerne weiterhin in ihrem Zuhause gelebt hätten; die Eintritte in die Langzeitpflege führen auch zu höheren Betreuungs- und Pflegekosten.

«Es wäre wichtig, die rehabilitative Übergangspflege auszubauen»

Audio-Interview mit Maria Schubert, Projektleiterin «Prevention Admission into Nursing Homes (PAN B)» und Co-Leiterin Forschung und Entwicklung Institut für Pflege

Dank langsamer Reha zurück in den Alltag
Um zu verhindern, dass ältere Menschen nach einem Spitalaufenthalt in ein Heim ziehen müssen, haben 2012 die Pflegezentren der Stadt Zürich (PZZ) Abteilungen für die rehabilitative Übergangspflege eingeführt. In diesen können sich ältere Menschen vom Spitalaufenthalt erholen und werden darauf vorbereitet, wieder zu Hause zu leben. Auf der Grundlage eines geriatrischen Assessments werden die rehabilitativen Ziele sowie pflegerische, medizinische und therapeutische Massnahmen geplant, welche die Selbstständigkeit der Patientin oder des Patienten fördern. Zudem wird die Rückkehr nach Hause gemeinsam mit den Betroffenen und deren Angehörigen geplant und organisiert. Das Therapieprogramm in der rehabilitativen Übergangspflege ist weniger intensiv als in einer normalen Reha-Klinik, dauert aber dafür länger. Dieses als Slow Stream Rehabilitation bezeichnete Konzept ermöglicht es zum Beispiel auch Patientinnen und Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Demenz, von rehabilitativen Massnahmen zu profitieren und wieder nach Hause zurückzukehren.

«Wir möchten herauszufinden, wie gut ältere Menschen nach der rehabilitativen Übergangspflege zu Hause zurechtkommen.»

Bislang war unklar, in welchem Ausmass die Patientinnen und Patienten von diesem Angebot profitieren und ob es dabei Unterschiede zwischen verschiedenen Patientengruppen gibt, wie beispielsweise zwischen Personen mit mehreren chronischen Erkrankungen und solchen, die dem geriatrischen Bereich zuzuordnen sind. In Zusammenarbeit mit den PZZ evaluieren deshalb Forschende am ZHAW-Institut für Pflege derzeit das Behandlungskonzept. «Wir möchten herauszufinden, wie gut ältere Menschen nach der rehabilitativen Übergangspflege zu Hause zurechtkommen und wie sich ihre Funktionsfähigkeit und ihre Pflegeabhängigkeit im häuslichen Umfeld innert sechs und zwölf Monaten verändert», sagt Maria Schubert, Co-Leiterin des Forschungsprojekts «Prevention Admission into Nursing Homes (PAN)». Dafür haben die Forschenden rund 150 Personen begleitet, die zwischen Mai 2019 und Mai 2020 die rehabilitative Übergangspflege der PZZ in Anspruch genommen haben und danach nach Hause zurückgekehrt sind.

Wirkt die Übergangspflege langfristig?
Aufgrund der Coronapandemie kam es bei der Datenerhebung vor allem im letzten Jahr zu Verzögerungen, weshalb auch deren Auswertung noch nicht ganz abgeschlossen ist. Die Daten sollen letztlich aufzeigen, ob sich das Konzept der rehabilitativen Übergangspflege positiv auf die Funktionsfähigkeit im Alltag und den Bedarf nach häuslicher Pflege der Patientinnen und Patienten ausgewirkt hat. Die Forschenden untersuchen dabei nicht nur den Zeitraum nach der Rückkehr ins häusliche Umfeld, sondern evaluieren auch, wie nachhaltig die Wirkung der rehabilitativen Übergangspflege ist. «Dafür erfassen wir, wie viele der ehemaligen Patientinnen und Patienten ein Jahr nach dem Spitalaufenthalt noch zu Hause leben und wie sich ihr Pflegebedarf und ihre Selbständigkeit in dieser Zeit verändert haben», erläutert Pflegeforscherin Maria Schubert.

Anhand von Befragungen der ehemaligen Patientinnen und Patienten sowie derer Angehörigen möchten die Forschenden zudem Faktoren und Umstände identifizieren, welche die Rückkehr und das Zurechtkommen im eigenen Zuhause erleichtert oder aber erschwert haben. Die Interviews sollen ausserdem aufzeigen, welche Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich der Vorbereitung auf die Rückkehr ins häusliche Umfeld bei den älteren Menschen und ihren Angehörigen bestehen. «Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, den künftigen Versorgungsbedarf zu decken und die rehabilitative Übergangspflege weiterzuentwickeln», sagt Maria Schubert. Damit könne ein wesentlicher Beitrag an eine adäquate Gesundheitsversorgung älterer Menschen nach einem Spitalaufenthalt geleistet werden.


Prevention Admission into Nursing Homes (PAN B)

Co-Projektleitung
Prof. Dr. Maria Schubert (Forschung und Entwicklung, ZHAW-Institut für Pflege),
Dr. Heike Geschwindner (Pflegezentren der Stadt Zürich)

Projektteam
Dr. Gabriele Bieri-Brüning und Florian Köhn (Pflegezentren der Stadt Zürich), Iris Kramer und Nicole Zigan (Forschung und Entwicklung, ZHAW-Institut für Pflege)

Finanzierung
Pflegezentren der Stadt Zürich PZZ / Stadt Zürich

Projektpartner
Pflegezentren der Stadt Zürich / PZZ Stadt Zürich